Wer bist du?
Ich bin Peter, Gründer von Round Rivers. Mit Unterstützung eines kleinen Teams stelle ich Bademode aus Plastik her, das wir eigenhändig aus der Limmat fischen. Noch bin ich als Gründer meist selbst für alles zuständig, aber ich bekomme hier und da auch Hilfe und super Inputs von Freunden oder meiner Fotografin Sara. Meine Freunde sagen, ich sei emotional (ich sage lieber einfühlsam), loyal und zu meinem eigenen Bedauern – wie zugleich zu meiner eigenen Freude: perfektionistisch. Meine Superpower, das ist sicher meine unermüdliche Ausdauer und mein starker Wille. Es macht mich glücklich, wenn ich in Zürich schwimmen gehe und dabei Badende in einem Outfit von Round Rivers erspähe. Und natürlich motiviert mich das viele positive Feedback auf mein Projekt.
Was bewegst du?
Ich produziere Bademode aus Limmat-Plastik. Das Besondere dabei ist unsere vollständig transparente Produktionskette vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt, lokal in einem Produktionsradius von nur 140 km. Und das geht so: Wir sammeln die weggeworfenen PET-Flaschen in Zürich aus der Limmat, sortieren sie dort nach Farben, lassen sie im Thurgau zu Kunststoff-Flakes zerkleinern, im Tessin zu Garn verarbeiten und im norditalienischen Varese von Garn zu Textil stricken sowie zu Badekleidern schneidern.
Das heisst, wir kaufen kein Textil ein, sondern wir produzieren es selber. Das ist sehr ungewöhnlich und darauf sind wir ziemlich stolz. Beim Rohstoff anzufangen ist neu und hat den Vorteil, dass wir zugleich aktiv die Umwelt reinigen können. Bildlich gesprochen werden mit jedem verkauften Outfit von Round Rivers vier PET-Flaschen aus der Limmat gefischt. Es ist dafür aber auch wichtig zu wissen: Eine regulär entsorgte PET-Flasche wird am sinnvollsten auch wieder eine neue PET-Flasche. Unser PET-Recycling von Flaschen zu Bekleidung ist einfach deshalb ökologisch sinnvoll, weil sich die Flaschen im Fluss bereits ausserhalb des Recyclingkreislaufes befinden.
Wann und wie ist deine Idee entstanden?
Die Idee kam mir im Herbst 2018. Seid gewarnt, es wird jetzt etwas kitschig ;-) Also: Ich bin Architekt und habe genau an diesem Tag die Schlüsselübergabe eines gerade fertiggestellten Baus gehabt. Es war also der Abschluss einer äusserst anstrengenden Zeit für mich. Mein Kopf suchte aber direkt nach einer neuen Herausforderung, die zukunftsweisend und innovativ sein sollte. An dem Tag sprang ich zur Abkühlung kopfüber in die Limmat und beim Auftauchen entdeckte ich den Auslöser für Round Rivers: eine PET-Flasche. Während ich das kühle Wasser genoss, flossen Ideen durch meinen Kopf, was aus diesem Abfall im Fluss Besseres werden könnte. Als ich dann aus dem Wasser herausstieg und meine Badehose ansah, schloss sich der Kreis in meinem Kopf und die Idee war geboren. Die Flasche sollte eine Badehose werden. Aus dem Wasser – für das Wasser.
Was war dein Antrieb dranzubleiben?
Von der Textilbranche hatte ich keine Ahnung. Also beschloss ich die Organisation Swiss Textiles anzurufen. Ich war mir sicher, dass sie mir sagen könnten, wie und wo man die gesammelten PET-Flaschen in ein Textil verwandeln könnte. Deren Antwort: Unmöglich! Die Modebranche sei von Intransparenz geprägt und eine Rückverfolgung bis zum Rohstoff utopisch. Das war tatsächlich so. Nur einer von über 50 Textilproduzenten konnte mir sagen, woher sein Rohmaterial kommt. Das wollte ich so nicht akzeptieren. Mit sehr viel Engagement, hilfreichen Teil-Produzenten und einer grossen Portion Glück fand ich dann letztlich einen Weg. Swiss Textiles muss ich jetzt aber trotzdem dringend kontaktieren, denn ich musste ihnen versprechen, mich zu melden, sollte ich es schaffen.
Wie läuft dein Alltag und Business ab, was machst du besonders gerne?
Ich lösche die grössten Feuer zuerst ;-) Mode zu produzieren ist bereits eine grosse Herausforderung, beim Rohstoff anzufangen, macht es wirklich sehr aufwendig. Ich werde jedoch routinierter. Am meisten Spass macht es mir, die Limmat vom Plastik zu befreien. Man sieht danach, dass sie sauber ist und das fühlt sich gut an.
Wann und wobei bist du einmal gescheitert?
Gescheitert bin ich noch nicht, verzweifelt jedoch umso öfter. Produzenten zu finden ist das eine – zuverlässige Produzenten zu finden, noch mal etwas ganz anderes. Und das ewig fehlende Glied in meiner Produktionskette war am Anfang ein Garnhersteller in der Schweiz oder in der unmittelbaren Nähe. Nach unzähligen Anrufen war ich mir (fast) sicher, den gibt es einfach nicht. Es war hoffnungslos… und dann sagte ich mir: okay, last call! Wie durch ein Wunder war genau dieser der entscheidende letzte Anruf.
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