Olmar Albers hat mit 54 Jahren sein Leben völlig umgekrempelt. Und wurde nochmals Praktikant. Hier ist seine Geschichte.
«Ich wollte kein Dinosaurier werden. Die sind ja bekanntlich ausgestorben. So wurde ich zum Praktikanten. Mit 54 Jahren. Ich hatte mein Leben lang in Unternehmen gearbeitet, von Grosskonzernen bis zu KMU, zuletzt als Divisionsleiter in der Chemiebranche. Der Job war spannend, ich düste durch Asien, kam viel herum. Gleichzeitig spürte ich: Eigentlich will ich etwas Sinnvolleres machen, als nur Geld für eine Firma zu scheffeln. Mit meinem Chef stimmte es irgendwann auch nicht mehr.
Dennoch war die Kündigung mit 53 Jahren ein Schock. Ich war längere Zeit auf Stellensuche, ohne Erfolg. Vielleicht, weil mir selbst nicht klar war, in welche Richtung ich gehen wollte. Ich wusste nur: Das hierarchische, lineare Denken passte mir nicht mehr. Ich wollte vorwärts gehen, Neues anreissen. Eines Abends besuchte ich einen Vortrag von Niels Rot, Mitgründer des Impact Hub Zürich. Thema: «The Future of Work». Da wusste ich: Das ist es, damit kann ich etwas anfangen. Ich sagte ihm, dass ich beim Impact Hub in Zürich gerne ein Praktikum machen würde. Das kam zustande, war zu Beginn allerdings ein ziemliches Desaster. Ich hatte mir eingeredet, dass das Team und die Start-Ups von meiner langjährigen Unternehmenserfahrung profitieren könnten. Stattdessen musste ich erst einmal unten durch. Die ganzen Werte, die ich in meinem bisherigen Arbeitsleben verinnerlicht hatte, zählten wenig. Statt den anderen zu sagen, wie’s läuft, war co-creation angesagt. Und überhaupt war ich ein Digital Grandpa, von den meisten Tools hatte ich null Ahnung.
Als ich dann endlich aufhörte, den Jungen zeigen zu wollen, was ich drauf hatte, entspannten sich auch meine Teamkollegen. Und plötzlich war der Deckel aufgedreht, das Fass konnte gefüllt werden. Das Praktikum half mir auch, herauszufinden, was ich eigentlich wollte. Durch eine Zufallsbegegnung merkte ich: Was mein Herz wirklich höher schlagen lässt, ist die Verbindung von Innovation mit Nachhaltigkeit. Als ich wenig später erfuhr, dass öbu – der Verband für nachhaltiges Wirtschaften – einen Geschäftsleiter suchte, wusste ich: Das ist meine Chance. Hier ist ein Job, in den ich meine Lebensenergie reinstecken möchte, wo ich was bewirken kann. Zumal im öbu sowohl die Grossen – Migros, Swisscom, SBB – wie auch die KMU vertreten sind. Unser Ziel? Die Unternehmen sollen Entscheide treffen, die nicht nur wirtschaftlich Sinn machen, sondern auch ökologisch und sozial. Daran arbeite ich heute. Klar, der Weg dahin ist noch lang. Aber ich bin optimistisch. Denn inzwischen haben selbst die Finanzmärkte gemerkt: Wenn wir unseren Planeten kaputt machen, gibt’s auch nichts mehr zu investieren.»
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