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Ackr: Delikatessen im Glas statt Gemüse im Abfall

Samstagmittag flitzt Fabian aus seiner Wohnung in Zürich Oerlikon runter zum Marktplatz und sammelt ein, was der Bauer nicht verkaufen konnte. «Würde man es flächig ausbreiten, würde die Menge Gemüse einen Parkplatz füllen. Das ist, was allein an einem Stand übrigbleibt.» Seit über vier Jahren ist Fabian in der Foodsharing Community aktiv. Schleppt nach Marktschluss das gerettete Gemüse in seine Küche und macht sich an’s Werk. Kurzlebige Radieschen, Randen und Rucola werden statt Abfall zu haltbarem Pesto und Pickles. Alles für den Eigengebrauch. So sahen viele von Fabians Wochenenden der letzten vier Jahre aus. Jetzt wird’s grösser! Anfang Jahr hat er mit einem kleinen Team den Verein ACKR gegründet. In Zürich aufgewachsen, war Fabian lange in einem «ganz normalen» Beruf als Unternehmensberater tätig. Bis er 2016 entschied, von nun an selbstständig zu arbeiten. Damals noch als Projektleiter und IT Consultant. Wiederum vier Jahre später widmet er sich jetzt ganz dem ACKR – dem das E fehlt, wie dem Gemüse der «perfekte» Look.

Das frisch gepflanzte Startup rettet vermeintlich «schlechtes» Gemüse direkt vom Bauer aus Dänikon vor seinem Weg in die Biogasanlage. «Wir schaffen für die Erzeuger eine zusätzliche Einnahmequelle, statt der Entsorgungskosten. Mein Traum ist ganz einfach: Gemüse haltbar machen und easy zu lagern.»

ACKR möchte konservieren und dabei Delikatessen kreieren. Dank Spitzenkoch Chris Züger kommt der Extrafunke Magie ins Glas, der sagt: Was krumm oder klein ist, schmeckt nicht nur okay, sondern meist sogar noch köstlicher, als die optische Norm. Fabian gibt alles, um die volle Power im Gemüse wirken zu lassen. Auch Simples muss dabei entstehen: etwas auf die Hand, Vitamine und Farbenpracht zum lässigen Knabbern aus der Tüte, für unterwegs oder im Kino.


Neben Fabian als Gründer zählt das Team bereits eine ganze Horde wilder Köpfe und Partner, die allesamt mitACKRn. Heute füllen aber schon nicht mehr Familie und Freunde an Feierabenden und Wochenenden die Pickles in Gläser, sondern die Stiftung Vivendra in Dielsdorf. Fabians Tage derweil füllen vor allem Telefonate und Termine rund um die Produktentwicklung mit dem Team. Turbulent und durchaus willkommen. Menschen interessieren ihn einfach. «Nicht ihr Status, sondern ihre Geschichten. Routine gibt es keine und das soll gerne auch so bleiben.»

Fabians Vision reicht noch weiter: ACKR soll einen Markt starten, eine lebendige Nachfrage lostreten, für die rund 45 Millionen Kilogramm essbares Schweizer Gemüse, die jedes Jahr weggeworfen werden. «Wir sehen uns als kleine Guerilla Kämpfer. Dabei sind die Grossverteiler nicht die Bösen, ganz Gegenteil: wenn eines Tages Supermarktketten ihre eigene Food Save Linie fahren und das schiefe Gemüse verwerten, sodass wir nichts mehr zu retten haben – bin ich happy!» Bis es soweit ist, macht Fabian das eben selbst.

Mitte Juli hat Fabian deshalb ein Crowdfunding (oder wie er sagt ein «Kraut-Funding») ins Netz gepflanzt. Sein Tipp an alle, die auch ein Projekt zum Fliegen bringen möchten? Sei kein Eigenbrötler! Erfahrung ist Key – vernetze dich. Fehler, die jemand schon mal gemacht hat, musst du ja nicht wiederholen. Umgebe dich mit Menschen, die an dein Ziel glauben.» Wenn Fabian ein Gefühl aus diesen Anfangswochen und -monaten in einem Gläschen konservieren könnte? «Kribbelnde Vorfreude!»


Fabian, Zürich Oerlikon


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